Hilfreiches Feedback für Auszubildende

Wie kann man wirksam sowohl negatives als auch positives Feedback geben?

Erfahren Sie hier die Vorteile der Beherrschung von Feedback-Fähigkeiten. Positives Feedback und Erwartungen sind mächtige Werkzeuge, die jungen Menschen beim Lernen am Arbeitsplatz helfen. Positives Feedback fördert die Kreativität und die Teamfähigkeit der Auszubildenden. Dieser Beitragt erläutert Techniken, wie sie Ihren Auszubildenden angemessene Rückmeldung zu ihrer Arbeit oder ihrem Verhalten geben, ohne Angst auszulösen. Sie erfahren auch, wie Sie erkennen, ob Sie in einer Situation negatives oder positives Feedback geben sollten. 

Positives Feedback – was ist das genau?

Durch entsprechendes Feedback erhalten ihre Auszubildenden eine Bewertung über die Qualität ihres Leistungsverhaltens. Gemeint ist hier nicht eine halbjährliche oder jährliche Beurteilung, sondern die Rückmeldung, die Sie als Ausbilder:in im Rahmen der täglichen Arbeit geben. Wenn Sie jemandem ein positives Feedback geben, belohnen Sie ihn damit verbal für gutes Verhalten. Wenn Sie das tun, ist es wahrscheinlicher, dass sich das Verhalten wiederholt. Durch spezifisches Lob verbessert sich das Verhalten und das Lernen. Spezifisches Lob erteilt man für Bemühungen, Strategien, Fortschritte, Anstrengung, Ausdauer, sich einer Herausforderung stellen, aus Fehlern lernen. Nicht für intelligent sein, Begabungen haben, fehlerfrei sein.

Sabine Gessenich

Sabine Gessenich empfiehlt Ausbilder:innen die Anwendung von bewährten Feedback-Techniken und verdeutlicht, wie bedeutsam eine positive Erwartungshaltung sowie spezifisches Lob für die Persönlichkeitsentwicklung von Auszubildenden sein können.

Hier finden Sie einige Beispiele für spezifisches Lob von Auszubildenden:

„Großartige Leistung! Du musst wirklich hart gearbeitet haben. Du hast viel geübt – deine Verbesserung zeigt es.“ 

„Du hast alle möglichen Strategien an diesem mathematischen Problem ausprobiert, bis du es endlich verstanden hast. Das ist eine gute Vorbereitung für Deine Prüfung, klasse “ 

„Du bist heute länger als bisher an Deinem Schreibtisch geblieben, Du hast Deine Konzentration bewahrt und Du hast weitergearbeitet.“ „Du hast nicht aufgegeben, als es schwierig war. So hast Du mehr gelernt und deine Arbeit ist jetzt besser.“ 

„Du hast verschiedene Methoden ausprobiert und herausgefunden, wie man das Problem lösen kann. Dein eigenständiges Arbeiten hat unseren gesamten Arbeitsprozess beschleunigt.

„Gut, dass Du an den Dingen dranbleibst, bis Du sie wirklich verstehst. Dadurch unterstützt Du das gesamte Team“ 

Auswirkungen von positiven Erwartungen

In einer amerikanischen Studie erhielten Lehrende die Information, dass einige ihrer Schüler:innen sich im kommenden Jahr sehr gut entwickeln könnten, weil bei ihnen im Rahmen eines Intelligenztests eine Hochbegabung festgestellt wurde. In Wirklichkeit stimmte das gar nicht und die Schüler:innen wurden nach dem Zufallsprinzip ausgewählt. Das erstaunliche Ergebnis: Die den Lehrenden genannten Schüler:innen hatten nach einem Jahr ihre Leistungen enorm verbessert. Vier Faktoren hatten dazu geführt. Die Lehrenden zeigten gegenüber ihren ‚besonderen‘ Schüler:innen ein anderes Verhalten in folgenden Punkten:

  • wärmeres Klima / freundlichere Ansprache
  • höherer Erklär-Aufwand / mehr Materialauswahl
  • höhere Reaktionsfähigkeit mit der Unterstützung für Schüler:innen, ihre Antworten zu verbessern
  • differenzierte Rückmeldung bei Fehlern

Zum Video geht es hier:

Dieses Wissen lässt sich auch auf Ihren Ausbildungsbetrieb übertragen. Nehmen Sie sich Zeit, ihre Auszubildenden kennenzulernen, haben Sie selbst bei der Arbeit eine ausgeglichene und positive Stimmung, ermutigen Sie ihre Auszubildenden und erkennen Sie deren Leistungen an. So schaffen Sie ein positives Arbeitsklima. Fördern Sie Ihre Auszubildenden, indem Sie ihnen neue und herausfordernde Aufgaben geben. Sorgen Sie für zusätzliche Schulungsmöglichkeiten und vermeiden Sie so weit wie möglich das Vorgeben von Lösungen (Tipp: Lesen Sie hierzu auch den Beitrag Top-Lernstrategien für Auszubildende).

Wie kann man negatives Feedback ohne negative Folgen effektiv einsetzen?

Für Ausbilder ist es wichtig, negatives Feedback angemessen einzusetzen. Meistens zögert man, negatives Feedback zu geben, weil es sich wie eine Bestrafung anfühlt. Trotzdem gibt es Situationen bei der Arbeit, in denen negatives Feedback erforderlich ist. Wir haben eingangs schon darüber gesprochen, dass Feedback die Information ist, die Menschen über ihre Leistung erhalten. Ihre Auszubildenden erfahren, wie gut sie gearbeitet haben und durch negatives Feedback erhalten sie die Gelegenheit, ihr Verhalten zu ändern. Besonders in gefährlichen Arbeitsbereichen sind direkte und konkrete Rückmeldungen erforderlich, damit Ihre Auszubildenden schnell lernen, wie sie Dinge richtig machen. Machen Sie sich hierbei bewusst, dass Menschen generell negativen Informationen mehr Gewicht beimessen als positiven. Ihr negatives Feedback wird von Ihren Auszubildenden als konkreter Hinweis darauf angesehen, wie sie ihre Arbeit wirklich bewerten. Sie sollten deshalb darauf achten, ein optimales Gleichgewicht zwischen positiven und negativen Rückmeldungen zu erreichen. Achten Sie darauf, dass Ihr Feedback nicht persönlich ist, sondern sich auf die Arbeit bezieht und dass ihre Auszubildenden es auch verstehen. Sagen Sie stets genau, was anders gemacht werden soll. Wenn Sie ein Verhalten kritisieren, machen Sie das bitte nur dann, wenn Sie es auch selbst beobachtet haben. Geben Sie auch den Grund für die Wichtigkeit der Verhaltensänderung an.

Hier finden Sie einige Beispiele für spezifisches und verhaltensorientiertes negatives Feedback für Auszubildende:

„Ich mache mir Gedanken um deinen Ausbildungserfolg. Du bist diese Woche zweimal zu spät zur Arbeit gekommen und dein Berichtsheft liegt mir auch noch nicht vor. Wir haben hier einen pünktlichen Arbeitsbeginn, um sichere Arbeitsabläufe zu garantieren und sind darauf angewiesen, dass jeder seine Aufgaben selbständig erledigt. Bitte komme ab sofort jeden Tag pünktlich zur Arbeit und lege mir dein Berichtsheft zu den vereinbarten Terminen ungefragt vor.“

„Heute morgen hast Du einer Kundin eine unfreundliche Antwort gegeben, als sie nach etwas gefragt hat, während Du die Regale eingeräumt hast. In unserem Unternehmen wird immer freundlich mit den Kunden gesprochen.

In beiden Fällen zeigt das Feedback, was das Problem ist und wie der oder die Auszubildende Veränderungen vornehmen kann. Es wirkt nicht wie ein persönlicher Angriff und motiviert die Auszubildenden, die Dinge in Zukunft anders zu machen.

Bitte achten Sie darauf, Feedback zu bestimmten Vorfällen zeitnah an Ihre Auszubildenden zu geben. Es ist wichtig, dass der jeweilige Vorfall beiden Seiten noch frisch im Gedächtnis ist. Geben Sie negatives Feedback niemals vor anderen oder wenn Sie selbst aufgebracht sind. Lassen Sie den Auszubildenden das Feedback noch einmal wiederholen, indem Sie zum Beispiel sagen: „Damit wir beide sicher sind, dass wir auf dem gleichen Stand sind, nenne mir doch bitte noch einmal die wichtigsten Punkte unseres Gespräches.“

Zusammenfassung

Ausbilder:innen müssen ihren Auszubildenden sowohl positives als auch negatives Feedback geben. Für eine erfolgreiche Kommunikation braucht man als Ausbilder:in die Fähigkeit, die eigenen Gefühle zu kontrollieren und das Wissen, welche Bedeutung dem Feedback zukommt. Leider besteht keine Erfolgsgarantie, die gewünschten Veränderungen bei allen Auszubildenden zu erreichen. Es gibt verschiedene Gründe, die Auszubildende davon abhalten, sich zu verändern. Diese können familiär oder kulturell bedingt sein beziehungsweise durch eine unangenehme frühere Erfahrung verursacht worden sein. Wenn Sie als Ausbilder:in feststellen, dass Sie im Gespräch mit Auszubildenden nicht weiterkommen, sollten Sie rechtzeitig die Berufsschule und – falls vorhanden – auch den Betriebsrat informieren.

Über die Autorin

Sabine Gessenich

Sabine Gessenich ist Inhaberin der POTENTIALO®-Lernberatung. Sie verfügt über langjährige Erfahrung in der Beratung von Menschen, die ihre jeweilige Lernsituation verbessern möchten. Ihr Spezialgebiet ist die Potentialentfaltung. Deshalb fördert sie mit ihrer Arbeit die Entwicklung von sozial-emotionalen Kompetenzen von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen und setzt sich in verschiedenen Gremien für die dringend notwendigen Veränderungen in unserem Bildungssystem ein.

www.potentialo.de

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